Meine Fotoausrüstung 2008 - heute

auch ein Profigehäuse hällt nicht ewig
Bis Anfang 2008 war damit meine Ausrüstung eigentlich komplett beschrieben und ich habe mich fast ausschließlich auf die Motive konzentriert. Das Erscheinen der 1D MKIII hat mich nicht ernsthaft darüber nachdenken lassen, ob ich schon wieder wechseln sollte. Ich hatte mehrmals die Möglchkeit, kurz mit einer 1D MKIII beim Kunstturnen zu fotografieren und habe zusätzlich tausende von Bilder, die mit ihr von einem Profifotografen aufgenommen wurden, gesichtet und sortiert.
Die Ergebnisse sind zwar, im Vergleich zu denen aus der 1D MKIIN, gerade bei ISO1600-3200 nochmals sichtbar rauschärmer. Da sie für mich sonst aber keinen nennenswerten Vorteile gegenüber der vorhandenen Kamera bot, lohnte sich der Preis nur dafür nicht. Hinzu kam natürlich noch die nicht enden wollende Diskussion über eventuelle AF-Probleme mit den ersten Modellen der 1D MKIII. Unter den Profis wurde viel darüber diskutiert, wie die Bilder aber zeigen, z.B. von der Kunstturn WM 2007, gab es auch damals schon genügend hervorragend funktionierende Exemplare.
Anfang 2008 wurde meine 1D MKIIN dann allerding zickig. Immer öfter quittierte sie einfach mit einem lapidaren "Error 99" ihren Dienst. Durch Abnehmen des Objektivs und Ziehen des Akkus lässt sie sich zwar irgenwie wieder zur Mitarbeit bewegen, ein zuverlässiges Arbeiten ist mit ihr aber nicht mehr möglich. Beim GER-FRA-ROU-MIX 2008 gab sie dann endgültig auf und ich musste auf die 20D zurück greifen.
Den Bilder sieht man die andere Kamera nicht an. Weder hier auf meiner Seite, noch bei größeren Ausbelichtungen. Ähnlich wie beim vorherigen Rückgriff auf die 10D macht es mir aber keinen Spaß mehr, ausschließlich mit der 20D Sport zu fotografieren. Dafür gab es zu viele Momente beim Länderkampf, die ich unscharf oder garnicht erst festgehalten habe, da die Kamera nicht "wollte". Mit der 1D MKIIN waren Bilder von sehr vergleichbaren Elementen kein Problem.
Bei einer Überprüfung der 1D MKIIN konnte der Service leider nichts finden (sporadisch funktioniert sie ja noch), und da sie mittlerweile fast 190.000 Auslösungen getätigt hat kamen ähnliche Überlegungen auf wie vor dem Kauf der 1D MKIIN. Würde sich eine Reparatur "auf Verdacht" lohnen (von mir geschätzte Kosten: mind. 400,- Euro), um dann u.U. in Kürze auch noch den Verschluss wechseln zu müssen (nochmals 300-400 Euro). Wobei der Verschluss natürlich auch noch weitere 200.000 Auslösungen halten könnte, aber ich habe noch nie gerne Lotto gespielt. Die Ausfallzeiten durch Serviceaufenthalte sind in der Überlegung garnicht erst berücksichtigt. Diese sind bei einer älteren und stark benutzten Kamera wahrscheinlicher wie bei einer neuen und Ausfälle treten dazu erfahrungsgemäss immer zum ungünstigen Zeitpunkt ein.
Die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren liessen mich außerdem befürchten, daß ich im Schadensfall selbst dann, wenn die finanziellen Mittel vorhanden wären, nicht kurzfristig einen adäquaten Ersatz (also damals eine 1D MKIII) zu vernünftigen Konditionen bekommen würde.
Generelle Überlegungen
Einige Leser mögen jetzt sicher denken: der jongliert hier mit den Euros nur so herum und was macht es schon aus, ob der ein oder andere Wettkampf garnicht oder "nur" mit der 20D fotografeirt werden kann. Nun ja, ganz objektiv gesehen stimmt dies natürlich, da ich fast alle Wettkämpfe nur aus reinem Spaß als Hobby besuche.
Aber genau dort liegt auch eines der Hautpargumente gegen eine Reparatur auf Verdacht oder das Weiterverwenden der halbdefekten 1D MKIIN, bis sie garnicht mehr will. Ich fotografiere halt nicht "vor der Haustür". Die Wettkämpfe finden meist über mehrere Tage an weiter entfernten Orten statt. Damit kostet mich ein Wettkampf oft mehrere hundert Euro an Reise- und Übernachtungskosten, von der Zeit mal ganz abgesehen. Bei diesem zeitlichen und finanziellen "Aufwand" habe ich keine Lust, mich vor Ort mit meinem Equipment herumärgern zu müssen.
Umstieg auf Nikon
Nach einigen Überlegungen und vielen positiven Berichten über die Nikon D3/D700 (welche von der Bildqualität her identisch und beim AF nahezu identisch sind) habe ich mich dann zwischen der 1D MKIII und der D700+BG (und zusätzlichen Optiken) entschieden. Dank damals immer noch ca. 3800,- Euro für die Canon haben mich insb. die LowLight-Fähigkeiten der D700 überzeugt. Hinzu kommt, daß die D700, trotz FX annähernd die gleiche Auflösung besitzt wie meine 1D MKIIN. Wenn man die 12 MPix auf die Größe des 1D MKIIN-Sensors beschneidet, dann bleiben knapp 8 MPix übrig. Dies bei nahezu zwei Blendenstufen Gewinn an Rauscharmut (verwendbar bis ISO6400). Die 1D MKIII bietet zwar 10 MPix, dafür aber nur eine Blendenstufe (verwendbar bis ISO3200) Vorteil gegenüber der 1D MKIIN.
So kam dann ein paar Tage vor dem ersten Rock'n'Roll Wettkampf der Herbstsaison 2008 eine Nikon D700 + AF-S 24-70/2.8 in den (mittlerweile schweizer) Haushalt. Damit bin ich, (ohne BG und vor allem ohne Blitz) zum Deutschland Cup 2008 (Rock'n'Roll) gefahren. Ich war vom ersten Moment an begeistert von der D700. Der AF und die gesamte Performance der Kamera (z.B. Auslöseverzögerung oder Blackout-Zeit) sind sehr vergleichbar mit der 1D MKIIN. Aber die Bilder haben mich öfters ungläubig auf den Monitor der D700 blicken lassen. Ich wollte einfach nicht glauben, was diese Kamera bei ISO3200 an rauscharmen und trotzdem noch farblich korrekten und Detailreichen Bildern unter den dortigen Bedingungen erzeugt hat. Nikon D700 mit Nikon AF-S 24-70/2.8
Die 1D MKIIN fing schon bei ISO1600 recht kräftig an zu rauschen (da ich meist leicht unterbelichten musste, um nicht auf zu lange Belichtungszeiten zu kommen) und bei ISO3200 erzeugt die 1D MKIIN dann, neben einem sehr kräftigen Rauschen, leider auch schlechte Farben (so lange man nicht überbelichten kann). Im Endeffekt war für mich ISO3200 mit der 1D MKIIN nur mit RAW und individueller und zeitintensiver Nachbearbeitung jedes einzelnen Bildes brauchbar.
Dagegen sind bei der D700 selbst bei ISO6400 die Bilder in JPG noch sehr gut nutzbar. Wobei man dort dann natürlich auch einen Abfall der Detailauflösung feststellt, der sich aber im Rahmen der ISO1600 Bilder der 1D MKIIN bewegt.
Nach diesem 1. Wettkampf mit der D700 war mir klar, daß dies (derzeit?) die richtige Entscheidung war. Seither fotografiere ich beim Rock'n'Roll fast nur noch ohne Blitz, womit mir die Bilder meist viel besser gefallen. Allerdings hat man damit auch viel eher ein Problem, wenn der Veranstalter bunte Strahler einsetzt. Die Bilder sind dann zwar autentisch, aber sie gefallen mir trotzdem nicht so sehr wie vom Blitz aufgehellte und damit zu "normalen" Farben gebrachte Bilder.
Der Blitz kam erst für eine Familienfeier hinzu und ich habe ihn "spasseshalber" auch einmal beim Rock'n'Roll getestet. Nun ja, soll ich mich wiederholen? Ich habe den Ergebnissen damit zunächst nicht glauben wollen. Einmal eingestellt war es der D700 (und/oder dem Blitz) egal, ob die Tänzer hell oder dunkel gekleidet waren und ob der Hintergrund zufällig hell (leuchtende Reklamewand) oder dunkel (schwarzer Vorhang) war, die Aktiven waren grundsätzlich korrekt belichtet. Mit der Canon musste ich bei sowas immer situationsbedingt nachregeln. Irgend etwas habe ich damit wohl bei Canon falsch konfiguriert, was bei Nikon ab Werk schon korrekt eingestellt ist. Wobei ich an der 1D MKIIN eigentlich alle Möglichkeiten ausprobiert hatte und einzig mit der komplett manuellen Steuerung (also auch die Blitzleistung von Hand geregelt) einigermassen zurecht kam. Nikon D700 mit Nikon AF-S 24-70/2.8 und Nikon SB-900
Natürlich passen die Canon-Optiken nicht an die Nikon-Kamera, womit ein (weiteres) AF-S 70-200/2.8 VR für das Kunstturnen und Eiskunstlaufen nötig wurde. Nikon D700 mit Nikon AF-S 70-200/2.8 VR
Alle Bilder, die ich seit dem Leverkusen-Cup 2008 beim Kunstturnen oder Eiskunstlaufen aufgenommen habe, sind mit der D700 + AF-S 70-200/2.8 VR entstanden. Mit Ausnahme ganz weniger Kunstturnbildern, bei welchen ich das Nikon AF-S 200/2 VR eines Bekannten testen durfte.
Und genau das hätte ich wohl besser nicht getan. ca. 1/2 Jahr später ist das 200/2 VR von der Kategorie "unbezahlbar" nach "haben wollen" gewandert. Nochmals einige Monate später habe ich es dann, zusammen mit einem TC-14E II beim Händler abgeholt. Neben vielen Portraits sind die meisten Eiskunstlaufbilder der Saison 2009/2010, die von der Empore herab aufgenommen wurden, mit dem Nikon AF-S 200/2 VR + 1.4x TK entstanden. Z.B. die Bilder bei den Deutschen Meisterschaften 2010 (Eiskunstlaufen) Nikon D700 mit Nikon AF-S 200/2 VR
Derzeit habe ich meine Canon-Ausrüstung noch nicht verkauft. Obwohl ich mit der Nikon D700 sehr zufrieden bin und mittlerweile auch ganz gut damit zurecht komme, werde ich mir die Option für Canon noch offen halten. Nicht nur, da es bei Nikon keinen gleichwertigen Ersatz für das im Sommer gerne verwendete 100-400/4.5-5.6L IS USM gibt.
Was sich als Nächstes tun wird lässt sich natürlich nicht vorher sagen. Da ich mit der D700 in ca. 1 1/2 Jahren gut 130.000 Aufnahmen gemacht habe kommt sie so langsam in die Region der von Nikon vorgegebenen Auslösezahl. Mal sehen, ob sie auch "nur" so lange hält (dem schlechten Beispiel der Canons folgend) oder ob ich diesmal mehr Glück habe. Bei einem "normalen" Verschlussschaden würde sich derzeit die Reparatur jedenfalls lohnen.

Einleitung

Teil 1 Meine Fotoausrüstung 1999 - 2004

Teil 2 Meine Fotoausrüstung 2005 - 2008

Teil 3 Meine Fotoausrüstung 2008 - heute

Teil 4 Welche Ausrüstung ist sinnvoll (aus Sicht des Amateurs)

Teil 5 Kameraeinstellungen und Standorte

Teil 6 Bildbearbeitung

Teil 7 Katalogisierung und Archivierung

Anhang Begriffsdefinitionen


Zurück zur Homepage


Copyright: Alle auf dieser Homepage gezeigten Bilder und Videos sind ©1999/2012 Bernhard Schwall, urheberrechtlich geschützt und dürfen ohne Zustimmung des Autors nicht veröffentlicht werden.

Autor:  Bernhard Schwall

letzte Änderung: 04.12.2012